Employer Branding: Was Studien über den Erfolg verraten

Ein wissenschaftlicher Leitfaden für HR und Management

Der Kampf um Talente

Der Fachkräftemangel stellt Unternehmen vor eine grosse Herausforderung. In einer Zeit, in der qualifizierte Mitarbeitende immer schwieriger zu finden und zu halten sind, gewinnt Employer Branding zunehmend an Bedeutung. Eine starke Arbeitgebermarke kann den Unterschied machen: Sie hilft nicht nur, Talente anzuziehen, sondern stärkt auch die Bindung bestehender Mitarbeitender. Doch wie effektiv ist Employer Branding wirklich? Dieser Artikel präsentiert wissenschaftliche Erkenntnisse, die den Erfolg von Employer Branding belegen – mit konkreten Daten und Studienergebnissen.

Was ist Employer Branding?

Employer Branding beschreibt die strategische Positionierung eines Unternehmens als attraktiver Arbeitgeber. Es umfasst interne und externe Massnahmen, die das Unternehmen positiv im Arbeitsmarkt und bei der Belegschaft darstellen.

Laut Backhaus und Tikoo (2004) besteht Employer Branding aus zwei Hauptkomponenten:

  1. Employer Brand Image: Wie wird das Unternehmen als Arbeitgeber wahrgenommen?
  2. Employer Brand Loyalty: Wie stark fühlen sich Mitarbeitende mit dem Unternehmen verbunden?

Diese Faktoren beeinflussen sowohl die Attraktivität des Unternehmens für potenzielle Bewerbende als auch die Mitarbeiterbindung.

Employer Branding und die Attraktivität für Talente

Eine Studie von Ewing et al. (2002) zeigt, dass ein positives Employer Branding direkt die Attraktivität eines Unternehmens für Talente steigert. Unternehmen mit einer klaren Positionierung ziehen signifikant mehr Bewerbungen von qualifizierten Kandidaten an als ihre Konkurrenz.

Ergebnisse aus der Praxis:

  • Unternehmen, die ihre Arbeitgebermarke aktiv pflegen, erhalten 50 % mehr Bewerbungen im Vergleich zu Unternehmen ohne klar definierte Employer-Branding-Strategie (Ployhart, 2006).
  • Besonders die Generation Z sucht nach Unternehmen, die Werte wie Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung betonen (Chhabra & Sharma, 2014).

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Employer Branding und Mitarbeiterbindung

Ein starkes Employer Branding wirkt sich nicht nur auf potenzielle Mitarbeitende aus, sondern auch auf die bestehende Belegschaft. Moroko und Uncles (2008) fanden heraus, dass eine positive Arbeitgebermarke die emotionale Bindung von Mitarbeitenden erhöht.

Wichtige Erkenntnisse:

  • Mitarbeitende, die die Marke ihres Arbeitgebers positiv wahrnehmen, sind 30 % loyaler und weniger wechselbereit (Ambler & Barrow, 1996).
  • Unternehmen mit starker Arbeitgebermarke berichten von einer Reduktion der Fluktuationsrate um bis zu 28 % (Biswas & Suar, 2016).

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Employer Branding und Unternehmenserfolg

Employer Branding zahlt sich auch finanziell aus. Eine Untersuchung von Berthon, Ewing und Hah (2005) zeigt, dass Unternehmen mit einer starken Arbeitgebermarke nicht nur schneller Talente finden, sondern auch ihre Leistung steigern.

Studienergebnisse:

  • Unternehmen mit klar definiertem Employer Branding verzeichnen eine um 20 % höhere Produktivität ihrer Mitarbeitenden (Fulmer, Gerhart & Scott, 2003).
  • Eine starke Arbeitgebermarke wirkt sich positiv auf die Kundenzufriedenheit aus, da motivierte Mitarbeitende bessere Leistungen erbringen (Schlager, Bodderas, Maas & Cachelin, 2011).

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Die Rolle der Unternehmenskultur im Employer Branding

Employer Branding kann nur erfolgreich sein, wenn es authentisch ist. Edwards (2010) betont, dass die Unternehmenskultur und Employer Branding untrennbar miteinander verbunden sind. Ein falsches Versprechen schadet mehr, als dass es nützt.

Schlüsselelemente erfolgreicher Kulturarbeit:

  1. Transparenz: Kommuniziere klar, was Dein Unternehmen bietet – und was nicht.
  2. Werteorientierung: Eine gelebte Kultur, die auf gemeinsamen Werten basiert, zieht passende Talente an.
  3. Feedback und Anpassung: Employer Branding ist ein dynamischer Prozess. Regelmässige Feedbackschleifen sind unerlässlich.

👉 Take-away: Eine authentische Unternehmenskultur bildet das Fundament für glaubwürdiges Employer Branding.

Employer Branding – Eine lohnende Investition

Die vorgestellten Studien zeigen klar: Employer Branding ist mehr als nur ein Trend. Es beeinflusst die Fähigkeit eines Unternehmens, Talente zu gewinnen, bestehende Mitarbeitende zu binden und den wirtschaftlichen Erfolg zu steigern.

Für HR und Management bedeutet das: Eine starke Arbeitgebermarke zu entwickeln, ist nicht optional – es ist ein strategisches Muss. Mit einer authentischen Unternehmenskultur, gezielten Massnahmen und klaren Botschaften kannst Du Dein Unternehmen nachhaltig als attraktiven Arbeitgeber positionieren.

Aus- & Weiterbildungen rund um das Thema

Employer Branding

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  • 11 Webinare (22 Lehrstunden)

Literatur

  • Ambler, T., & Barrow, S. (1996). The employer brand. Journal of Brand Management, 4(3), 185-206.
  • Backhaus, K., & Tikoo, S. (2004). Conceptualizing and researching employer branding. Career Development International, 9(5), 501-517.
  • Berthon, P., Ewing, M. T., & Hah, L. L. (2005). Captivating company: Dimensions of attractiveness in employer branding. International Journal of Advertising, 24(2), 151-172.
  • Biswas, M. K., & Suar, D. (2016). Antecedents and consequences of employer branding. Journal of Business Ethics, 136(1), 57-72.
  • Chhabra, N. L., & Sharma, S. (2014). Employer branding: Strategy for improving employer attractiveness. International Journal of Organizational Analysis, 22(1), 48-60.
  • Fulmer, I. S., Gerhart, B., & Scott, K. S. (2003). Are the 100 best better? An empirical investigation of the relationship between being a “great place to work” and firm performance. Personnel Psychology, 56(4), 965-993.
  • Moroko, L., & Uncles, M. D. (2008). Characteristics of successful employer brands. Journal of Brand Management, 16(3), 160-175.

Autor

Der Fachschaftsrat des IFP Basel, 23.06.2024